Soziales Projekt: Weihnachten mit Pflegebedürftigen

Mein ursprünglicher Plan war es, eine Teilzeitstelle anzunehmen, um mehr Platz für meine Hobbys, meine Mitmenschen und meinen Blog zu haben. Unter anderem hatte ich mir auch vorgenommen, in der gewonnenen Zeit mehr für die Gemeinschaft zu tun und sozial tätig zu werden. Leider läuft im Leben nicht immer alles nach Plan. Heute arbeite ich Vollzeit und bewältige nebenbei noch ein Fernstudium. Folglich ist da wenig Platz für andere Dinge – aus dem sozialen Engagement wurde bisher nichts.

Umso schöner, dass uns mein Arbeitgeber in der Vorweihnachtszeit  die Möglichkeit gegeben hat, sich sozial zu engagieren. Neben einem Weihnachtsnachmittag mit Flüchtlingen stand auch ein Weihnachtsmarktbesuch mit Pflegebedürftigen (im Rollstuhl) zur Wahl. Da ich mir selber im Oktober das Sprunggelenk gebrochen hatte und zwei Tage lang auf einen Rollstuhl angewiesen war, entschied ich mich dafür, mich am letztgenannten Projekt zu beteiligen und der Gesellschaft ein bisschen was zurück zu geben.hospice-1797305_640

Zusammen mit vier weiteren Kollegen unterstützten wir den Matthäistift in Leipzig. Da ich noch nie ein Pflege- bzw. Altenheim von innen gesehen hatte, haben mich die ersten Eindrücke ein wenig erschreckt. Man hält sich selbst und seine Zimperlein immer für so wichtig, dabei gibt es Menschen, die ohne Unterstützung weder gehen noch essen können. An dieser Stelle ziehe ich den Hut vor allen Menschen, die täglich in der Pflege oder in Krankenhäusern arbeiten und sich um die Menschen kümmern, die es am nötigsten brauchen!

Ich betreute einen älteren Herren, der im Geiste noch sehr fit und äußerst humorvoll war. Die erste Hürde war das Fahren in der Straßenbahn. Da ich generell zur Tollpatschigkeit neige, habe ich mich mit dem Rollstuhl auch nicht wirklich geschickt angestellt, habe den Herrn jedoch unfallfrei in die Straßenbahn hinein und wieder heraus bekommen (Gott sei Dank).

Am Anfang fühlte ich mich recht gestresst, da ich zum einen den zu betreuenden Herren nicht kannte und mir zum anderen völlig die Erfahrung mit Situationen wie dieser fehlte. Mit der Zeit entspannte ich mich jedoch. In unserer Gruppe waren Leute dabei, die seit 10 Jahren auf keinem Weihnachtsmarkt mehr waren und auch sonst nur sehr selten raus kamen. Sie freuten sich wirklich über alles – den leckeren Glühwein und die Cremewaffeln, die bunten Karussells, die handgemachte Weihnachtsdekoration und sogar über das Schaf am Weihnachtsbaum. Dick in Decken eingekuschelt, ließen sie sich von uns durch jeden noch so entfernten Winkel des Weihnachtsmarkts schieben. Da das alles natürlich etwas mehr Zeit braucht als normalerweise, hat man mal wieder gemerkt, wie entschleunigt man doch leben könnte statt ständig von A nach B zu hetzen.

Nach 2,5 Stunden fuhren wir wieder in den Stift zurück und ich sage Euch eins: diese Freude und Dankbarkeit, die uns als Resümee des Nachmittags entgegen schlug, ist unbezahlbar. Trotz der erschreckenden Bilder am Anfang und der Strapazen auf dem Weihnachtsmarkt selbst (es ist gar nicht so einfach 2,5 Stunden einen Rollstuhl über Kopfsteinpflaster zu schieben!), haben wir mit einem guten Gefühl das Heim verlassen und sind zu unserer anschließenden Weihnachtsfeier gefahren.

Ich wünsche allen – und besonders den Pflegebedürftigen, die zur Weihnachtszeit keinen Besuch zu erwarten hatten – noch ein paar schöne letzte Tage im Jahr 2016 und einen guten Rutsch!

 

Eure Kietzemaze

 

Bildquelle: https://pixabay.com/de/hospiz-pflege-krankenpflege-1797305/